Wer ein Gedicht verstehen möchte, sollte in der Lage sein, die wichtigsten Stilmittel zu erkennen. Die Hauptaufgabe einer Gedichtinterpretation ist die Analyse der Sprache. Sie helfen uns, die ungewöhnlichen Formulierungen besser zu verstehen und hinter das Geheimnis eines Gedichts zu kommen. So sind die lyrischen Verse eine Art Code, der uns eine bestimmte Botschaft vermittelt. Lasst uns nun die wichtigsten Stilmittel erkennen und uns ein literarisches Equipment zusammenstellen, dass die Gedichtinterpretation viel einfacher macht.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen und erklären
Stilmittel sind Funktionen und sprachliche Mittel, die ein Autor in einem Gedicht einsetzt, um ganz besondere Wirkungen zu erzielen. Wer noch nie etwas von einem dieser sprachlichen Mittel gehört hat, kommt wohl kaum hinter das Geheimnis eines Gedichts. In einem vorhergehenden Artikel habe ich dir bereits eine Anleitung geliefert, wie du Gedichte verstehen und interpretieren kannst. Nun geht es uns darum, die wichtigsten Stilmittel zu erkennen und am Beispiel anzuwenden.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – A
Akkumulation: Der Autor setzt anstelle des Oberbegriffs thematisch verwandter Unterbegriffe ein. Dadurch soll ein Sachverhalt veranschaulicht werden.
Allegorie: Unter Zuhilfenahme eines verwandten Bildes lassen sich Gedanken konkretisieren. Besonders häufig treffen wir in Fabeln auf die Allegorie, wenn tierische Helden menschliche Charaktereigenschaften widerspiegeln. Hier steht der Sensenmann zum Beispiel für den Tod oder der Fuchs für intelligente Durchtriebenheit.
Alliteration: Wir haben es mit einer Alliteration zu tun, wenn die betonten Stammsilben (zumeist die erste Silben) mehrerer Wörter mit dem selben Buchstaben beginnen.
Anakoluth: Das Stilmittel der Satzbrüche, die allein über den ungewöhnlichen Satzbau auffallen.
Anapher: Hier wiederholen sich Worte, Versanfänge und Sätze oder Satzteile.
Antiklimax: Das wäre das Gegenteil der Klimax = eine Steigerung, die nach unten verläuft, um den Sachverhalt einprägsamer zu machen.
Antithese: Hier stehen sich Wortgruppen, Wörter und ganze Sätze mit einer gegensätzlichen Bedeutung gegenüber.
Aposiopese: Der Sprecher bricht einen Satz oder eine Äußerung mittendrin ab.
Assonanz: Bei einerAssonanz häufen sich Vokale innerhalb weniger aufeinanderfolgender Worte.
Asyndeton: Ohne Konjunktion reihen sich beim Asyndenton mehrere Satzteile aneinander, um Kontraste zu erzielen, wie zum Beispiel im Falle: Seine Muskeln groß, klein sein Verstand.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – C
Chiasmus: Überkreuzen sich Begriffe, die in ihrer Bedeutung gleich sind, handelt es sich um den Chiasmus. Auch hier geht es vielmehr um die Kontraste, um Gedichte verstehen zu können.
Chiffre
Concessio: Gerade bei Verhandlungen treffen wir sehr häufig auf das Concessio, wenn zunächst ein Argument bekräftigt und danach wieder entkräftet wird. Damit geht eine überzeugende Wirkung einher.
Contradictio in adiecto: Das Wortpaar besteht aus Substantiv und Adjektiv, die sich logisch widersprechen. Es ist also eine konkretere Form des Oxymorons.
Correctio: Hierbei nimmt der Autor eine Selbstkorrektur oder eine Verbesserung vor, um den Sachverhalt zu verstärken und eindringlicher darzustellen.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – D
Dysphemismus: Das Gegenteil vom Euphemismus ist der Dysphemismus, wenn eine Aussage abgewertet wird. Gerade Beleidigungen, wie Penner oder Obdachloser, sind ein solches Beispiel.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – E
Ellipse: Der Autor verwendet eine Ellipse, indem er elementare Satzteile und Wörter weglässt. Mit anderen Worten: Eine Ellipse ist ein unvollständiger Satz.
Emphase: Das ist eine gefühlsmäßige, sentimentale Betonung = eine öffentlich anschaubare Darstellung.
Epipher: Die Epiphora ist eine rhetorische Wortfigur. Dabei wiederholt der Schreiber am Ende aufeinanderfolgender Verse und Sätze Worte.
Enjambement: Das ist ein Zeilensprung oder eine Versbrechung. Der Texter hat Versende und Satzende nicht in einer starren Zeile zusammengefasst. So machst du beim Enjambement am Versende keine Pause, sondern sprichst weiter. Noch einfacher? Steht am Ende des Verses kein Satzzeichen (Punkt, Komma, Semikolon) handelt es sich um ein Enjambement.
Euphemismus: Dabei setzt der Autor eine beschönigende Beschreibung eines ernsten Sachverhalts ein.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – H
Hendiadyoin: Das Stilmittel kommt aus dem Griechischen und steht für „eins durch zwei“. Zei semantisch verschiedene Worte fallen in dieser Stilfigur zusammen und werden durch das kleine Wort „und“ verbunden.
Hyperbel: Hier treffen wir auf eine Übertreibung im Gedicht.
Hypotaxe: Wenn wir es auch nicht so gern lesen, treffen wir auf verschachtelte Sätze. Der Gegensatz der Hypotaxe ist die Parataxe, der einfache Satzbau und die Verwendung von Hauptsätzen.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – I
Inversion: Hast du eine ungewöhnliche Wortstellung festgestellt, handelt es sich um eine Inversion.
Ironie: Das ist wohl eines der sprachlichen Mittel, die wir im Alltag verwenden. Die wirkliche Bedeutung entspricht nicht der wahrhaftigen.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – K
Katachese: Ein bruch in einem literarischen Bild, wenn zum Beispiel ein Zahn der Zeit, viele Tränen getrocknet hat.
Klimax: Schritt für Schritt geht es sprachlich nach oben. Die Klimax ist die Steigerung von Wörtern.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – L
Lautmalerei: Ahmt ein Autor mithilfe von Buchstaben und Worten Laute nach, haben wir es mit der Lautmalerei zu tun.
Litotes: Das ist eine Stilfigur. Es handelt sich um die doppelte Verneinung so wie wir sie aus dem Bayrischen kennen, z.B. nicht unüblich oder der Verneinung des Gegenteils, wie nicht selten.
Lyrisches Ich: Einer der für uns wichtigsten Begriffe in Verbindung mit der Gedichtinterpretation. Der Autor und Dichter erscheint nicht als solches im Gedicht. Er nimmt die Figur des lyrischen Ich an, um persönliche Erlebnisse wiederzugeben. Sprich also am besten in der sprachlichen Analyse nicht vom Autor, sondern vom lyrischen Ich.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – M
Metapher: Wohl kaum ein Gedicht kommt ohne Metapher aus – ein Begriff, der eine vollkommen neue Bedeutung übernommen hat. Die Metapher stellt einen Begriff in einen neuen Zusammenhang, der für uns vollkommen ungewöhnlich ist.
Metonymie: In der Metonymie wird der Begriff nicht in seinem eigentlichen Sinn, sondern in einer übertragenden Bedeutung. Zwischen den Bedeutungen besteht ein nachbarschaftlicher und thematischer Bezug.
Motiv: Wiederholen sich bestimmte Handlungsteile in einem Stück, entwickelt sich diese literarische Figur zu einem Motiv.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – N
Neologismus: Wir haben es beim Neologismus um eine Wortneuschöpfung zu tun. Dabei bedienen sich Schreiber aus bereits bekannten Worten und neuen Bausteinen.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – O
Onomatopoesie: Eigentlich ist dies das korrekte Wort für das Stilmittel der Lautmalerei, in dem eigentlich Geräusche beschrieben werden.
Oxymoron: Stehen gegensätzliche Begriffe zusammen und schließen sich aus, triffst du auf das Oxymoron.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – P
Palindrom: Die Zeichenkette des Palindroms ist vor- und nach hinten gelesen das Gleiche.
Paradoxon: Wie es der Name bereits vermuten lässt, ist das Paradoxon eine widersinnige oder widersprüchliche Äußerung.
Paralipse: Eigentlich macht der Schreiber beim Paralipse nichts weiter, als ausdrücklich hervorzuheben, dass er auf dieses Thema nicht weiter eingehen wird.
Parallelismus: Dabei sind mehrere Verse oder Sätze gleich aufgebaut.
Parataxe: Wie oben beschrieben ist die Parataxe das Gegenteil der Hypotaxe. Ein einfacher Satzbau, der nur aus Hauptsätzen besteht.
Paronomasie: Das Stilmittel geht auf die Klangähnlichkeit zurück, die wohl eher zufällig auftritt, aber ein ganz bewusstes Mittel des Autos darstellt, um für Aufsehen zu sorgen. Eine andere Bezeichnung verweist auf Annominatio.
Parenthese: Hast du einen Einschub – mit Bindestrichen – im Gedicht, in der Kurzgeschichte oder im Drama entdeckt, handelt es sich um die Parenthese.
Pars pro toto: Direkt übersetzt steht das Pars pro toto für das Teil, das für ein Ganzes steht.
Periphrase: Der Autor setzt bei der Periphrase auf einer erweiterte, nähere Beschreibung von Sachverhalten und Personen.
Personifikation: Bei diesem Stilmittel nehmen unbelebte Gegenstände lebendige Eigenschaften an.
Pleonasmus: In dieser direkten Übersetzung aus dem Griechischen ist der Pleonasmus der Überfluss. Der Autor verwendet mehrfach die gleichen Aussagen und Wortgruppen in einem Satz. Alternativ das doppelte Ausdrücken einer Sache, wie der weiße Schimmel.
Polysyndeton: Das Polysyndeton ist zugleich ein rhetorisches Stilmittel und eine Aufzählung. Der Autor reiht gleichgestellte Wörter und Satzglieder aneinander. Dabei verbindet immer wieder die gleiche Konjunktion mindestens drei Wörter.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – R
Rhetorische Frage: Das ist eine Frage, auf die keine Antwort notwendig ist.
Repetitio: Das ist eine rhetorische Form der Wiederholung. Das soll die jeweilige Aussage verstärken und hervorheben.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – S
Sarkasmus: Harter und sehr beißender Spott. Es scheint, als ob der Autor mit Absicht den Bogen überspannt.
Sentenz: Bedeutet im Lateinischen Meinung und Sinn. Dieser knappe Sinnspruch kann eine Erkenntnis zusammenfassen oder auf vorhergehende Fälle und Schilderungen Bezug nehmen.
Symbol: Ein wirklich einfaches sprachliches Stilmittel in Verbindung mit einem bildhaften Ausdruck, der an bestimmte Gefühle oder Regeln erinnert.
Synästhesie: Dahinter verbirgt sich die Vermischung der Sinne. Es verbinden sich mehrere Bereiche der Wahrnehmung miteinander.
Synekdoche: Dieses rhetorische Stilmittel ersetzt ein Begriff aus demselben Begriffsfeld.
Synonymie: Der Autor verbindet bedeutungsähnliche Begriffe miteinander, wie z.B. „mein Freund, mein Mann, mein Geliebter!“.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – T
Tautologie: Dabei wiederholt der Autor eine Aussage und verwendet Begriffe mit der gleichen Bedeutung. Das verdeutlicht und maximiert die Eindringlichkeit seiner Aussage.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – V
Vergleich: Immer wenn du auf die Wörter weil oder als triffst, haben wir es mit einem Vergleich zu tun.
Die wichtigsten Stilmittel erkennen – z
Zeugma: Mehrere Nomen/Substantive sind mit Verben verbunden. das Verb passt dabei aber nicht zu allen Substantiven.
Zitat: Wortwörtliche Wiedergabe von Äußerungen in direkter Rede mit Anführungsstrichen oder in indirekter Rede.