Blog Inhaltsangabe

Inhaltsangabe: „Nachts schlafen die Ratten doch“ – Eine Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert

Die Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert gehört zu den bekanntesten Werken der deutschen Nachkriegsliteratur. Sie wurde erstmals 1947 veröffentlicht und thematisiert die emotionalen und psychologischen Wunden, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat. In dieser Geschichte wird auf subtile und eindringliche Weise das Leid eines Kindes dargestellt, das mit dem Verlust, der Angst und der Grausamkeit des Krieges konfrontiert ist. Im Folgenden erfährst du eine detaillierte Inhaltsangabe sowie die Botschaft, die Borchert mit seiner Geschichte vermitteln wollte.


Die Handlung in der Kurzgeschichte

Die Geschichte spielt in einer zerstörten Stadt kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Protagonist ist der neunjährige Jürgen, der alleine auf einem Trümmergrundstück sitzt. Jürgen bewacht einen Haufen Schutt, da er glaubt, dass unter den Trümmern sein toter Bruder begraben liegt. Seine Aufgabe sieht er darin, den Körper seines Bruders vor Ratten zu schützen, da er von der Vorstellung gequält wird, diese könnten den Leichnam fressen.

Ein alter Mann, der mit einem Kaninchenfutterbündel vorbeikommt, entdeckt den Jungen. Er beginnt ein Gespräch mit ihm, das zunächst oberflächlich wirkt, aber allmählich die psychischen Belastungen des Kindes offenbart. Der Mann erkennt schnell, dass der Junge unter der Last seiner Ängste leidet, und versucht, ihn behutsam von seiner Angst zu befreien. Dabei verwendet er eine beruhigende, fast kindliche Lüge: „Nachts schlafen die Ratten doch“.

Dieser Satz soll Jürgen überzeugen, dass er sich keine Sorgen machen muss, da Ratten nachts keine Gefahr darstellen. Gleichzeitig lenkt der alte Mann den Jungen von seinem Schmerzensort ab, indem er ihm anbietet, ihn zu den Kaninchen mitzunehmen und ihm diese zu zeigen. Am Ende der Geschichte scheint Jürgen bereit, dem Mann zu folgen, wodurch ein Funken Hoffnung auf eine emotionalen Heilung entsteht.


Foto von j. a. uppendahl auf Unsplash

Charakteranalyse

Jürgen

Jürgen repräsentiert die unschuldigen Opfer des Krieges. Trotz seines jungen Alters trägt er eine immense Last auf seinen Schultern. Die Verantwortung, die er sich selbst auferlegt hat, zeugt von einem tiefen Trauma. Seine Angst vor den Ratten steht symbolisch für die zerstörte Kindheit und die Unmenschlichkeit des Krieges.

Der alte Mann

Der alte Mann fungiert als Retterfigur und steht für Mitgefühl und Menschlichkeit. Durch seine empathische und sanfte Herangehensweise schafft er es, eine Brücke zu dem Jungen zu schlagen und ihm Hoffnung zu geben. Seine Lüge „Nachts schlafen die Ratten doch“ ist nicht nur eine beruhigende Aussage, sondern auch ein Akt der psychologischen Rettung.


Die Botschaft der Geschichte

Borcherts Kurzgeschichte thematisiert die seelischen Wunden, die der Krieg bei den Menschen hinterlässt, insbesondere bei Kindern. Sie verdeutlicht:

  1. Die Grausamkeit des Krieges: Durch Jürgens kindliche Perspektive wird das Ausmaß des Leidens deutlich. Der Krieg zerstört nicht nur Gebäude, sondern auch Seelen und Unschuld.
  2. Die Bedeutung von Mitgefühl: Der alte Mann zeigt, wie wichtig es ist, in schwierigen Zeiten Menschlichkeit zu bewahren. Sein Verständnis und seine Lüge helfen Jürgen, sich von seinen Ängsten zu lösen.
  3. Hoffnung in der Dunkelheit: Trotz des schweren Themas endet die Geschichte mit einem Lichtblick. Jürgens Bereitschaft, mit dem Mann zu gehen, symbolisiert den Beginn eines Heilungsprozesses.

Stilmittel in der Kurzgeschichte

Borchert verwendet in seiner Kurzgeschichte eine Reihe von stilistischen Mitteln, um die Wirkung der Handlung zu verstärken:

  1. Dialoge: Der Dialog zwischen Jürgen und dem alten Mann ist das zentrale Stilmittel. Durch den behutsamen Austausch wird die psychische Belastung des Jungen nach und nach sichtbar.
  2. Symbolik: Die Ratten stehen als Symbol für die Bedrohung und die Grausamkeit des Krieges. Die Aussage „Nachts schlafen die Ratten doch“ dient als beruhigendes Gegenbild zu dieser Bedrohung.
  3. Reduktion: Borchert verwendet eine knappe, reduzierte Sprache, die den Fokus auf das Wesentliche legt und die emotionale Wucht der Geschichte verstärkt.
  4. Kindliche Perspektive: Die Sichtweise Jürgens erzeugt eine besondere Emotionalität und verstärkt das Mitgefühl des Lesers.

Historischer Kontext

Wolfgang Borchert schrieb diese Geschichte in einer Zeit, in der Deutschland mit den Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs kämpfte. Die zerstörten Städte, die vielen Kriegstoten und die traumatisierte Bevölkerung prägen den Hintergrund dieser Kurzgeschichte. Borchert selbst erlebte den Krieg als Soldat und litt sein Leben lang an den körperlichen und seelischen Folgen.

Mit „Nachts schlafen die Ratten doch“ wollte er auf das Leid hinweisen, das der Krieg vor allem den Schwächsten – den Kindern – zufügte. Gleichzeitig zeigt die Geschichte, dass Mitgefühl und Menschlichkeit einen Weg aus der Dunkelheit weisen können.


Fazit

Die Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert ist ein eindringliches Plädoyer für Mitmenschlichkeit und Hoffnung in einer Welt, die vom Krieg zerstört wurde. Sie verdeutlicht auf bewegende Weise, wie tief die Wunden des Krieges reichen und wie wichtig es ist, diese zu heilen. Mit seiner klaren und emotionalen Sprache schafft Borchert ein Werk, das auch heute noch berührt und zum Nachdenken anregt.