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Steigende Durchfallquoten beim Abitur – woran liegt es?

Abitur

Zugegeben: Am Osterwochenende sind die bevorstehenden Abiturprüfungen nicht das beste Thema. Doch eines ist mir in den letzten Jahren aufgefallen. Scheinbar fallen immer mehr durch die Abiturprüfungen. In Deutschland nimmt der Anteil der Schüler, die das Abitur nicht schaffen, stetig zu (Quelle: Der Tagesspiegel).

Wie viele Schüler fallen durch das Abitur?

Ausgehend von den Statistiken der Kulturministerkonferenz fallen immer mehr Schüler durchs Abitur. Im Abiturjahrgang 2009 sind 2,39 % durchgefallen. 2017 fielen schon 3,78 % durch. Im Vorjahr waren es 3,43 %. Ein Anstieg ist nicht von der Hand zu weisen.

Wo fallen die meisten Schüler durch?

Das Bundesland mit den höchsten Durchfallquoten ist Mecklenburg-Vorpommern. Hier schafft jeder 14. Abiturient seine Prüfungen nicht. Allein in Berlin endet für 6 % aller Schüler der Abiturjahrgang mit einer herben Enttäuschung. Geringer fallen die Zahlen der Durchgefallenen im Bundesland Thüringen aus. Hier waren es 2017 2,1 %. Ebenso wie das Saarland und Rheinland-Pfalz gehört Thüringen zu den Bundesländern, die schon in den vorhergehenden Jahren unter dem Schnitt lagen.

Warum steigt die Durchfallquote?

Nun geht es an die Ursachensuche. Sind einzig und allein die Schüler an den schlechten Ergebnissen schuld? Das kann nicht sein. Ilka Hoffmann ist eine Stellvertreterin aus dem Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft – kurz GEW. Ihrer Meinung nach hat eine derart beleibte Schulform auch dafür zu sorgen, dass möglichst die gesamte Klasse das Lernziel schafft.

Gleichzeitig streben immer mehr Eltern das Abitur für ihre Kinder als Abschluss an. Ilka Hoffmann macht den Vorschlag einer flexiblen Oberstufe, die den Schülern zwischen 2-4 Jahren gibt, um sich auf die Abiturprüfungen vorzubereiten. Hierbei könne man jeden Lerntypen berücksichtigen und auf soziale Unterschiede individueller eingehen.

Wie viel muss ich leisten, um zu bestehen?

Die Abituranforderungen sind nicht anspruchsvoller geworden. So hat sich der Durchschnitt in Berlin von 2,7 auf 2,4 verbessert. Durch die Anpassung auf ein mittleres Niveau und die damit einhergehende Einführung des Zentralabiturs 2010 können die starken Schüler und Schülerinnen bessere Ergebnisse erzielen.

Darüber hinaus orientiert sich Berlin seit 2010 auch an großzügigeren Notenskalen. Für eine 4 muss kein Schüler mehr 50 % der Aufgaben richtig lösen, sondern lediglich 45 %. Wer hingegen eine Prüfung mit einer 1 abschließen möchte, sollte 95 % richtig haben. Allein 2017 hatte fast jeder vierte Abiturient bundesweit eine Eins vor dem Komma. Weiter so!

Lösungsansätze für ein schülergerechtes Abitur

Vielleicht liegen die Fehler in dem Aufbau des Abiturs. Während die Schüler in der Unter- und in der Mittelstufe noch die Möglichkeit haben, ihre schlechten Leistungen durch gute in anderen Fächern auszugleichen, muss in einer Fremdsprache, in Deutsch und in Mathematik am Prüfungstag alles stimmen. Ein Ausgleich ist nicht mehr möglich. Die Pädagogen wünschen sich hier eine frühere Rückmeldung und rechtzeitig die Gelegenheit, um aktiv zu werden.

Meine Beobachtungen als Nachhilfelehrerin und aktive Lehrerin an einer Gesamtschule decken sich mit diesen Erkenntnissen. Oftmals wachen die Schüler viel zu spät auf und müssen ihre Lücken innerhalb kürzester Zeit schließen. Das ist ab einem bestimmten Niveau nicht mehr möglich.

Außerdem sehe ich die länderspezifischen Unterschiede äußerst kritisch. So schwirren selbst Pädagogen und Fachleuten die Köpfe, wenn sie das bundeseinheitliche Bildungsniveau in der Übersicht behalten wollen.

Ich kann nur raten, aktiver mit den Schülern und den Eltern zusammenzuarbeiten. So gibt es am Ende keine böse Überraschung und die Prüfungsvorbereitung und das Lernen lassen sich optimal auf das Niveau des Schülers abstimmen.

An dieser Stelle drücke ich allen diesjährigen Abiturienten fest die Daumen und hoffe auf eine deutlich niedrige Durchfallquote.

Quellen:

Der Tagesspiegel: Mehr Schüler fallen bundesweit durchs Abitur

GEW – Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft: Ilka Hoffmann